Freitag, 11. März 2005

Der dumme Bauer und sein Feld

Der dumme Bauer und sein Feld - Was macht Sinn im Kapitalismus?

Es war einmal ein Bauer. Der hatte einen Ochsen, ein Feld und ein Weib. Das Feld reichte aus, um alle drei mit Lebensmitteln zu versorgen. Aber er hatte jeden Abend wenn er nach hause kam und sich auf das bequeme Sofa legte fürchterliche Rückenschmerzen. Das sollte anders werden und so beschloss er eines Tages auf die landwirtschaftliche Geräteausstellung zu fahren, nachzuschauen, ob es da nicht eine Möglichkeit
gäbe sich die Arbeit zu erleichtern. Er fand gleich am ersten
Stand einen netten Herrn, der ihm erklärte wie rückständig er doch sei und das für ihn in seiner Situation ein Traktor
der Marke "Husch übers Feld" genau das Richtige sei. Nicht ganz billig zwar, aber die Firma "Husch" gäbe ihm großzügig einen Kredit.
Am nächsten Tag schon wurde der Traktor geliefert, der
arme Ochse geschlachtet, und bereits am frühen Nachmittag war der Acker bestellt und der Traktor stand im ehemaligen
Ochsenstall. Der Bauer lag bereits um 16.oo Uhr auf dem Sofa, trank 3 Schoppen Wein und erntete mißtrauische Blicke seines Weibes.
Als er so dalag, kam ihm folgende Idee: Wenn er seinen Acker vergrößerte, dann konnte er die Ernte verdoppeln, den Traktor "Husch übers Feld" doppelt so schnell abbezahlen und den alten Ochsenstall zur Garage ausbauen. Dann könnte er sich hinlegen und um 16:oo Uhr Feierabend machen und 3 Schoppen Wein trinken.
Gleich am nächsten Tag pachtete er noch einen Acker dazu und dank des Traktors konnte er nun tatsächlich beide Äcker an einem Tag bestellen. So lag er wieder spät abends im Bett neben seinem Weib und hatte Rückenschmerzen. Das hatten wir doch schon mal, klagte er sein Leid. Man könnte doch vielleicht den alten Traktor verkaufen und mit einem noch größeren Traktor die Arbeit schneller erledigen. Der nette Herr bei der landwirtschaftlichen Geräteausstellung war ihm auch diesmal wieder behilflich und schon am nächsten Tag stand der größere Traktor der Marke "Herkules Doppelochs" vor seinem Hoftor.
Sein Weib staunte, die Nachbarn staunten, der Hund
wedelte freundlich mit dem Schwanz. 16.oo Uhr, Feierabend,
der Bauer wieder besoffen auf dem Sofa und Langeweile.
Da kam der Tag der Ernte. Soviel Karotffeln hatte der Bauer
noch nie geerntet und voller Stolz fuhr er auf den Markt.
Aber weh und ach, das Dorf hatte ja nur 1000 Einwohner und
auf dem Wochenmarkt wollte keiner seine teuren Kartoffeln
kaufen. In den Preis hatte er ja die Anschaffungskosten
einkalkuliert und die Menschen wollten ja nur die Kartoffeln.
Er konnte die Rate für seinen "Herkules Doppelochs" nicht
mehr bezahlen, da wurde er gepfändet. Die Ernte verdarb,
er hatte kein Geld mehr, sein Weib verließ ihn darauf und
heiratete den netten Herrn von der landwirtschaftlichen
Geräteausstellung.
Jetzt ging er zum Arbeitsamt beantragte HartzIV, danach zog er in eine vom Amt zugewiesene Sozialwohnung. Der nette Herr von der landwirtschaftlichen Geräteausstellung hatte aber inzwischen sein Grundstück aufgekauft und betrieb dort nun zusammen mit des Bauers ehemaligem Weibe eine neuen kleinen landwirtschaftlichen
Betrieb. Auch der nette Herr von der landwirtschaftlichen
Geräteausstellung hatte nun abends Rückenschmerzen.
Aber er handelte anders. Er ging am nächsten Tag zum Arbeitsamt sagte: "Auf seinem ehrlich erworbenen Gehöft sei eine Stelle frei als Hilfsknecht für 1,-Euro die Stunde" Der nette Herr vom Arbeitsamt rief sofort nach dem alten Bauer. Der kannte sich ja bestens aus und war für den Job super gut geeignet.
Und am nächsten Tag schon stand der arme dumme Bauer vor dem Hoftor seines ehemaligen Besitzes. Der Hund bellte und wedelte mit dem Schwanz. Der nette Herr von
der landwirtschaftlichen Geräteausstellung zeigte ihm den
Weg zum Stall. Dort stand ein alter Ochs und nun mußte der
Bauer auf seinem ehemaligen Acker hinter dem Ochs herlaufen und den Pflug führen. Spät abends dann hatte er endlich Feierabend fuhr mit dem Mofa zurück zu seiner Sozialwohnung. Dort legte er sich ins Bett und hatte fürchterliche Rückenschmerzen.
Der nette Herr von der landwirtschaftlichen Geräteausstellung aber, machte bereits um 16.oo Uhr Feierabend, lag auf dem Sofa und trank 3 Schoppen Wein. Sein Geld stimmte, denn der dumme Bauer bekam ja nur 1,-Euro die Stunde und so konnten die Kartoffeln auf dem Markt noch ein paar Eurocent billiger angeboten werden. Damit fuhren der nette Herr und sein Weib dann in Urlaub.

Was an dieser Geschichte ist denn da so falsch gelaufen?
Es haben sich doch alle beteiligten Personen absolut
marktkonform verhalten.

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